Geschichte der Historischen Felsengänge

Die Historischen Felsengänge sind ein gewaltiges Stollen- und Keller-System unter der Nürnberger Altstadt. Es reicht über vier Stockwerke bis zu 20 Meter in die Tiefe. Im Rahmen unserer geführten Besichtigungstouren können Sie sie über die Treppe am Albrecht-Dürer-Platz betreten. Dieses in Süddeutschland in dieser Dimension einzigartige Labyrinth wurde vom Bayerischen Landesamt für Umwelt sogar als geowissenschaftlich wertvolles Geotop ausgewiesen.

Die ersten Gänge sind vermutlich vor rund 700 Jahren entstanden, als man einen Ort schaffen wollte, an dem man Bier ganzjährig bei kühlen Temperaturen reifen lassen und lagern konnte. Die Durchschnittstemperatur in der weitverzweigten Anlage, die in ihrer größten Ausdehnung auf rund 25.000 m² anwuchs, beträgt rund 9 °C. Durch Kühldome, stockwerkübergreifende Schächte, die einst im Winter mit Natureis gefüllt wurden, konnte die Temperatur zusätzlich abgesenkt werden.

Teilweise auch aufgrund der schlechten Trinkwasserqualität in den Städten war der Gerstensaft im Mittelalter von zentraler Bedeutung und wurde in weit größeren Mengen konsumiert als heute. Hier muss man sich aber auch vor Augen halten, dass der Alkoholgehalt seinerzeit deutlich niedriger war.

Fast 2 Millionen Besucher

Heute sind die Historischen Felsengänge lebendiger und vielfältiger als je zuvor. Rund 1,8 Millionen Menschen hatten bis zum Jahr 2024 eine Führung besucht und es werden täglich mehr. Neben Deutsch und Englisch hallen dabei viele weitere Sprachen durch die langen Kellergänge. Neben den Themenführungen haben in den Gewölben auch Kunst und Kultur eine Heimat gefunden: Auf Sohle 4, dem tiefsten Stockwerk, herrscht ein vielfältiges Programm. Die Kinderführung punktet zudem mit einer spannenden Schatzsuche und für große Rätselfans gibt es zwei Escape Rooms. Mit diesem attraktiven Setup sind die Historischen Felsenkeller mittlerweile auch bei Gruppen beliebt, die private Sonderführungen buchen können. Firmen nutzen diese Option gerne als Teambuilding-Event.

Original Nürnberger Rotbier

Typisch für die Nürnberger Bierkultur des Mittelalters war das Rotbier, das über die Jahrhunderte den Markt dominierte, dann jedoch lange Zeit in Vergessenheit geriet. Aber die Hausbrauerei Altstadthof hat es zum Glück bereits in den 1980er Jahren wiederauferstehen lassen, sodass Sie diese einzigartige Brauspezialität neben einigen weiteren spannenden Sorten heute wieder probieren können. Sein wichtigstes Geheimnis ist das Malz, das ihm auch die Farbe verleiht. Im Rahmen der Rotbierführung und der Kombi-Führung „700 Jahre Brautradition“ dürfen Sie es gegen einen kleinen Aufpreis gerne verkosten.

Wichtige Rolle im Luftschutz

Trotz der verheerenden Bombenangriffe im 2. Weltkrieg, bei denen weite Teile der Altstadt zerstört oder schwer beschädigt wurden, hatte Nürnberg relativ wenige Todesopfer zu beklagen. Das war sicher auch das Verdienst der gut ausgebauten Luftschutzanlagen, für die auch die Felsenkeller ertüchtigt wurden. Der heutige Eingang am Albrecht-Dürer-Denkmal stammt aus jener düsteren Epoche. Rund 15.000 bis 20.000 Menschen sollten damals in den Felsengängen Zuflucht finden können. Tatsächlich suchten aber wahrscheinlich doppelt so viele Menschen dort Schutz.

Um Zugänglichkeit, Aufnahmekapazität und Fluchtmöglichkeiten zu verbessern, hat man seinerzeit viele vorher isolierte Keller verbunden. Um den Schutz vor Bomben zu gewährleisten, verfüllte man viele der bereits im 14. Jahrhundert angelegten Be- und Entlüftungsschächte. Was zu Kriegszeiten sicherlich Sinn ergab, stellte sich später als Problem heraus. Denn mangels Luftaustausch machte sich Feuchtigkeit in den Kellern breit, die an der Sandsteinsubstanz nagte und verschiedene Baumaßnahmen zur Abstützung nötig machte.